Dienstag, 22. Mai 2018

Buchtitel und Inhalt

Buchtitel und Inhalt

Der Titel der Novelle von Stefan Zweig lautet Schachnovelle. Das bedeutet, dass den Leser unmittelbar  zwei Erwartungen in den Kopf kommen. Die erste Erwartung bezieht sich auf die Form des Buches.

Durch die Bezeichnung Novelle kann der Leser mit Recht erwarten auch eine Novelle vor zu finden. Wenn man sich betrachtet welche Merkmale eine Novelle hat und prüft ob diese in dem Buch vorkommen, so kann man sagen, dass es sich sicher um eine Novelle handelt. Diese geweckte Erwartung wurde also erfüllt.

Die weitere Erwartung die vom Titel impliziert wird ist die Erwartung, dass es sich bei der Novelle um eine Erzählung über Schach handelt. Tatsächlich ist Schach in diesem Buch aber gar nicht die Hauptsache, sondern bildet für die eigentlich Geschichte nur den Rahmen. Denn das wirkliche Geschehen und die eigentliche Erkenntnis für den Leser verbirgt sich in den Lebensgeschichten der Hauptpersonen Doktor B und Czentovic, die als Einschub in den Rahmen erzählt werden. Besonders die Geschichte von Doktor B kann als Hauptbotschaft gesehen werden, denn Zweig setzt mit dieser erfundenen Biografie allen Opfern der Nationalsozialisten ein Denkmal. 


So kann man schon sagen, dass der Titel Schachnovelle falsche Erwartungen weckt. Denn viele Leser erwarten in dem Stück dann auch gespielte Schachpartien, Inhalte bezüglich des Spiels oder Informationen zum Spiel. Doch die Schachspiele an sich werden nur so weit behandelt, als das sie vorhanden sind. Wer wann welchen Zug macht, welche Figuren wie gesetzt werden und nach welchen Überlegungen das geschieht erfahren wir nicht oder nur bedingt. Es kann also damit passieren, dass der Leser der Titel Schachnovelle enttäuscht wird, weil er keine Schachpartien vorfindet. Oder man kann erleichtert sein, weil man befürchtete mit Fachchinesisch konfrontiert zu sein und dann doch eine politische Geschichte vorfindet.